Engagement
Beteiligung ist ein Grundpfeiler der Demokratie und die Basis für bürgerschaftliches Engagement. Ein Blick auf die vergangenen Jahrhunderte zeigt, dass das Ehrenamt in Deutschland eine lange Tradition hat. Und auch weiterhin kommt ihm ein hoher Stellenwert zu, denn eine lebendige Demokratie bedarf einer aktiven Bürgergesellschaft. Viele Menschen motiviert genau das: die Möglichkeit, im Rahmen ihres Engagements die Gesellschaft mitzugestalten und einen Beitrag für das Gemeinwohl zu leisten.
1521
Fuggerei
Jakob Fugger „der Reiche“ stiftet in Augsburg die »Fuggerei«, die älteste bestehende Sozialsiedlung der Welt. Heute wohnen dort in 140 Wohnungen bedürftige Menschen für eine Jahreskaltmiete von 0,88 Euro.

Jakob Fugger, Portrait von Albrecht Dürer
Industrialisierung
Kirchliche Sozialdienste
Mit der fortschreitenden Industrialisierung wächst auch die Not der Arbeiter- und Bauernfamilien. Das veranlasst die Kirchen, ihre Sozialdienste im größeren Stil zu organisieren.
1788
Hamburger System
Mit der Gründung der Hamburgischen Armenanstalt wird begonnen, ehrenamtliche Arbeit zu organisieren und zu strukturieren. Jeder der 60 Bezirke, in die Hamburg aufgeteilt wurde, erhält je drei Armenpfleger, die sich um die Bedürftigen kümmern.

Hamburger Schul- und Arbeitshaus, Stahlstich von L. Wolf
Erste Freiwillige Feuerwehr in Alzey

Erste Freiwillige Feuerwehr in Alzey
1799
Im rheinland-pfälzischen Alzey gründet sich die erste freiwillige Feuerwehr Deutschlands mit 24 Mitgliedern aus der Bürgerschaft Alzeys, die den Namen »Feuer Compagnie« erhält.


1808
Preußische Städteordnung
Die preußische Städteordnung von 1808 sieht ein unentgeltliches Engagement der Bürger für das Gemeinwohl vor. Diese Regelung soll die Kommunen finanziell entlasten. Das Ehrenamt bezieht sich hierbei vor allem auf die Übernahme öffentlicher Stadtämter, für die keine Bezahlung verlangt werden kann. Allerdings können es sich nur etwa sechs Prozent der Bevölkerung leisten, ein solches Amt zu übernehmen.
1836/1866/1897/1924
Gründungen Diakonie, Rot-Kreuz, Caritas, Der Paritätische
Das zunehmende soziale Elend veranlasst den evangelischen Pfarrer Theodor Fliedner, im Jahr 1836 die »Kaiserswerther Diakonie« für die Krankenpflege von Gefangenen und Waisen ins Leben zu rufen. Kurz zuvor hatte der Theologe Johann Heinrich Wichern das »Rauhe Haus« in Hamburg gegründet, in dem er verwahrloste Jugendliche betreute. Aus dem gemeinsamen Engagement von Fliedner und Wichern geht 1848 die evangelische »Innere Mission« hervor, der Verläufer des heutigen Diakonischen Werkes. 1897 wird der »Caritasverband für das katholische Deutschland« gegründet, der später umbenannt wird in »Deutscher Caritasverband«. Wie die kirchliche Sozialhilfe schließen sich auch die freien bürgerlichen Wohlfahrtsinitiativen zu größeren Organisationen zusammen. 1924 gründet sich die »Vereinigung der freien privaten gemeinnützigen Wohlfahrtseinrichtungen Deutschlands«, die 1932 in »Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband« umbenannt wird.

Theodor Fliedner und Johann Heinrich Wichern
1890er
Professionalisierung der Armenpflege
Im Rahmen der kommunalen, bürgerlichen Sozialreform beginnen die Städte, Sozialpolitik zu betreiben und so die herkömmliche Armenpflege abzubauen. Gleichzeitig wird sie weiter professionalisiert, was zur Folge hat, dass die Ehrenamtlichen zunehmend durch Hauptamtliche ersetzt werden.

»Die Armensuppe«, Albert Anker
1899
Gründung NABU
Kurz vor der Jahrhundertwende gründet sich der Bund für Vogelschutz (BfV), ein Vorläufer des heutigen Naturschutzbundes Deutschland e.V. (NABU). Bereits um 1800, als vielerorts von einer Holznot die Rede war, hatte man begonnen sich im Zuge der aufkommenden Naturromantik für den Schutz der Umwelt zu interessieren und zu engagieren.
Weimarer Republik
Kulturelles Engagement
Seit der Weimarer Republik spielt das bürgerliche Engagement für Kultureinrichtungen eine noch größere Rolle. Das zeigen die zahlreichen Bauerntheater, Theatervereine und Freundeskreise von Museen, die in dieser Zeit gegründet werden.

1933 – 1945

1933 – 1945
Das »Winterhilfswerk des Deutschen Volkes« (WHW) sammelt als Stiftung Sach- und Geldspenden, um damit Bedürftige zu unterstützen. Gleichzeitig können so die Sozialausgaben des Staates verringert werden.


DDR
Erzwungenes Engagement
Abgesehen von den großen kirchlichen Organisationen werden alle freien Wohlfahrtsvereine verboten. Stattdessen sind die Bürger angehalten, »Engagement« in Parteiorganisationen und Jugendorganisationen zu zeigen. Die Mitarbeit in Pionierorganisationen von Schulen, in Betriebskampfgruppen am Arbeitsplatz oder bei Ernteeinsätzen wird häufig unter Androhung von Sanktionen erzwungen.
1964
FSJ
In der Bundesrepublik tritt 1964 das Gesetz zur Förderung des Freiwilligen Sozialen Jahres in Kraft.

1991
FÖJ
Aufgrund der steigenden Bedeutung ökologischer Zusammenhänge und der zunehmenden Sensibilisierung des Umweltschutzes wird 1991 das Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ) eingeführt. Es soll jungen Menschen die Möglichkeit bieten, ihr Umweltbewusstsein zu entwickeln und sich für Natur und Umwelt einzusetzen.

2011
„Bufdi“
Nach dem Aussetzen der Wehrpflicht wird 2011 der Bundesfreiwilligendienst eingeführt. Er bietet Frauen und Männern die Möglichkeit, sich in verschiedenen Bereichen für das Allgemeinwohl zu engagieren.
2014
Deutscher Freiwilligensurvey 2014
Der Deutsche Freiwilligensurvey 2014, eine zentrale Studie zum bürgerschaftlichen Engagement in Deutschland, belegt: 43,6 Prozent der Bevölkerung ab 14 Jahre sind freiwillig engagiert.

Engagement nach Bereichen

Engagement nach Bereichen
2014
31 Millionen Menschen in Deutschland gehen in ihrer Freizeit einem bürgerschaftlichen Engagement nach. Dabei stehen Sport und Bewegung mit Abstand an erster Stelle. Doch auch in vielen weiteren Bereichen engagieren sich Bürgerinnen und Bürger freiwillig.

